Demokratie braucht Religion!

Eine Buchempfehlung von Thomas Dallendörfer (Gemeinschaftspastor):

In diesem Buch geht es auch um Demokratie, aber noch viel mehr um das rechte Weltverhältnis: Hartmut Rosa denkt über das große Versprechen der Moderne nach, die mit Sätzen antrat wie: »Wir werden wissen, wie man richtig lebt.« Rosa dazu: »Und mit »richtig leben« meine ich so etwas wie »richtig gebären« oder »richtig lieben« oder »richtig schlafen« und »richtig essen«. Und noch darüber hinaus das Versprechen: »Durch die Beschleunigungsleistungen werden wir Zeitknappheit überwinden, wir werden Zeit im Überfluss haben!« (…) Inzwischen ist es offensichtlich, dass kein einziges dieses Versprechen auch nur annähernd eingelöst wird.«
Rosa plädiert für ein richtiges Resonanzverhältnis zur Welt. Resonanz wird im Gebet deutlich und auch im Abendmahl (S. 73). Resonanz beinhaltet für ihn vier Aspekte: 1.) Affizierung (Anrufung, Hören) 2.) Selbstwirksamkeit (Verbundenheit, Fähigkeit zu reagieren) 3.) Transformation (Veränderung) 4.) Unverfügbarkeit (Im Blick auf Punkt 3.) Ein typischer Fall ist für Rosa Heiligabend 17.00 Uhr. »Nie ist die Entfremdung und das Konfliktpotenzial größer als genau zu diesem Zeitpunkt. Weil man Resonanz nicht herstellen kann (…).«

Erinnert mich sehr an die lectio divina, die geistliche (auf Gott bezogene) Lesung der Bibel: lectio (Lesen), oratio (Beten), meditatio (Betrachten), contemplatio (Gottesbegegnung). Letzteres ist unverfübar.

Das Buch basiert auf einem Vortrag beim Würzburger Diözesanempfang 2022 unter dem Motto des Gebet Salomos: «Gib mir ein hörendes Herz.« Interessant fand ich den Zusammenhang in der Wortverbindung von Aufhören und Hören.

Hartmut Rosa: Demokratie braucht Religion.
Mit einem Vorwort von Gregor Gysi
Kösel, 12,00 Euro