Eines muss man uns Menschen lassen: Uns selber Steine in den Weg zu legen – auf dem Weg zur Auferstehung – darin sind wir wahre Meister. Es sind diese Steine, die uns erst gar nicht aufbrechen lassen, die uns lähmen, den ersten Schritt auf Ostern hin zu tun. Viele Steine, die wir uns in den Weg legen, sind kleine Kiesel, die sich nur in unserer Anschauung zu gewaltigen Felsbrocken auswachsen: die Sorge um unser Ansehen, was andere Menschen von uns denken könnten, um die Stellung am Arbeitsplatz, die Angst zu kurz zu kommen, sprich weniger zu sein oder zu haben als andere. Je wichtiger wir uns selbst nehmen, desto größer werden die Steine, die uns den Weg zur Auferstehung versperren. Diese Steinchen kann man relativ einfach aus dem Weg räumen: Wenn wir uns selbst nicht mehr zum Maß aller Dinge machen, dann schrumpfen diese Steine auf ihr Normalmaß zurück, so dass wir mühelos über sie steigen können. Und dann liegen auf dem Weg zur Auferstehung Steine, das sind gewaltige Brocken: eine schwere Krankheit, die Sorge um den Arbeits¬platz, eine Ehe, die droht auseinander zu brechen. Diese Steine kann man nicht aus eigener Kraft aus dem Weg räumen, doch leider haben viele auch den vergessen, der uns die Steine aus dem Weg wälzen könnte. Wir haben Gott vergessen und deshalb müssen wir uns nun fürchten vor dem, was kommt und geschieht. Dabei lädt er uns ein, ein anderes Verhältnis zu den Dingen des Alltags zu finden. Denn der Alltag ist der Ort seiner Fürsorge, der Ort der Fürsorge Gottes. Und so geht es um die wahren Prioritäten in dem, was der Tag fordert. Fangen wir doch einmal an, dort, wo wir uns ängstlich und krampfhaft sorgen, einfach zu bitten und dankbar zu empfangen. Was uns im Alltag so schrecklich wichtig geworden ist, darf ruhig in die zweite Reihe treten. Das Wichtigste, das Vertrauen auf Gott, rückt dann wie von selbst in die erste Reihe. Und – versuchen wir Gott nicht so klein zu denken. Machen wir ihn Mein, wachsen uns die Steine auf dem Weg über den Kopf. Trauen wir ihm aber viel zu, dann werden wir auch die Kraft empfangen, die großen Felsbrocken zu überwinden. Machen wir uns auf den Weg nach Ostern. Der Weg muss nicht schon frei geräumt sein, wir brauchen nicht einmal zu wissen, wie die Steine verschwinden werden, die uns auf dem Weg hindern, wir brauchen nur zu vertrauen, dass es jemanden geben wird, der die Steine wegwälzen wird.
Petershauser Kirchenkompass, Nr.47, 04/07Sigrid Steinhauser