Gegen Ende meines Studiums hatte ich einen Aufkleber an mein Auto geklebt: „Gott genügt!“ Ich habe ihn wieder entfernt; ich wollte ehrlich sein. Ich musste zugeben: Gott allein genügte mir nicht. Eine Magisterschrift wurde nicht angenommen — ein Jahr Arbeit umsonst. Die enge Beziehung zu einer Frau, die ich heiraten wollte, ging in die Brüche, und zwei junge Mitarbeiter aus meiner damaligen Jugendarbeit nahmen sich innerhalb kurzer Zeit das Leben. Und das alles in einem halben Jahr. Ich musste damals durchbuchstabieren lernen: „Ich lasse dich trotzdem nicht los.“ Manchmal will mir der Satz nicht so locker über die Lippen. Manchmal kommt er gar nicht über die Lippen. Da verkrampft sich alles in mir. Da verstummt alles. Da kommen nur die Tränen — die geweinten und die ungeweinten. Aber dann erlebe ich, dass ich festgehalten werde und mir geht auf: Es gibt auch ein „Lob unter Tränen!“
Lied: In dir ist Freude EG 398 GL 507 RG 652