Herzenssache

Ein kleines Fünkchen Liebe zu dir hat sich in mein Herz eingeschlichen. Und nun, Herr, möchte ich es dir so gerne recht machen.

Was willst du, das ich tun soll?
Was darf ein Christ und was nicht?
Wie sollte sich ein Christ benehmen, wie anziehen?
Hübsche Kleidung, ist die noch erlaubt?
Darf ich mich noch schminken?
Wie ist es mit dem Tanzen?
Was sagst du zu Kino?
Wie sollte meine Frisur aussehen?

Mir schwirrt der Kopf. Ich sehe nur noch Verbotstafeln, und das kleine Fünkchen Liebe beginnt bedenklich zu flackern. Der Weg eines Christen scheint mir plötzlich schwer und langweilig. Gottes erhobener Zeigefinger droht: »Du darfst nicht! Du sollst nicht!« Da fällt mir gerade noch rechtzeitig ein Vers aus seinem Brief an uns ein: »Gib mir, mein Sohn, dein Herz.« Und nun kann ich befreit auflachen. Lächerlich waren alle diese Gedan4 ken, denn du willst keine äußeren Formen, sondern mein Innenleben ist dir wertvoll. Ohne es zu merken, wollte ich wieder in tote Religiosität verfallen, in die Gesetzlichkeit des »Du darfst nicht!«. Was kann ich dir denn damit bringen? Hast du nicht vor allem das Gesetz aufgestellt, um den Menschen bewusst zu machen, dass sie es nie halten können, dass sie einen Erlöser brauchen, der es für, sie gehalten hat? Und ich wollte wieder in de uralten menschlichen Fehler verfallen, dir meine Werke anzubieten statt mein Herz.

Veronika Fritz