Es geht diesen drei Männern wie so manchem im Leben: Sie meinen, am Ziel zu sein- und sind an der falschen Adresse. Sie meinen, Gottes Sohn gefunden zu haben, und sind an einen Unterteufel geraten.
Roland Peter Litzenburger hat auf seiner Federzeichnung aus dem Jahr 1963 die drei nicht als Könige dargestellt, wozu sie schon die frühe christliche Tradition gemacht hat. Er zeichnet sie als Magier,
wie sie das Matthäusevangelium nennt, als Sterndeuter, als Gelehrte. Ganz ihrer Wissenschaft, der Beobachtung der Gestirne am Himmel, hingegeben, scheint diesen Gelehrten die Welt fremd geworden zu sein.
Die Bedeu tung von Macht ist ihnen offenbar nicht mehr bewußt. Wie könnten sie sonst den König der Juden fragen: „Wo ist der neugeborene König der Juden?“!
Herodes glaubt seinen Ohren nicht zu trauen. Erschrocken beugt er sich nach vorn. Gefangen im Gespinst seiner Macht klammert er sich an den Thron, unfähig zu einer Antwort. Sein Platz ist ein paar Stufen
über den anderen, und er wird diesen Platz zu behaupten wissen. Aber er will der Sache auf den Grund gehen. „In Bethlehem im jüdischen Lande“, erfährt er von den herbeigerufenen Hohenpriestern und
Schriftgelehrten, soll nach einer Weissagung des Propheten Micha der geboren werden, „der über mein Volk Israel Herr sei“.
Listig heuchelt er Interesse: „Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr’s findet, so sagt mir’s wieder, daß auch ich komme und es anbete.“
In ihrer Arglosigkeit hätten diese Gelehrten das sicher getan- hätte Gott sie nicht im Traum aufgefordert, auf einem anderen Weg in ihr Land zurückzukehren. So aufrecht und gerade, wie sie vor Herodes
stehen, waren sie auch: vorn der junge schwarze Kaspar, in der Mitte der alte bärtige Melchior, hinten der große Balthasar im besten Mannesalter die Namen wurden ihnen im 8. Jahrhundert beigelegt.
Litzenburger stellt den schwarzen Magier bewußt in den Vordergrund, in die Mitte des Bildes. Farbige Christen müssen heute nicht mehr hinter weißen zurückstehen- haben
sie doch die weißen Christen schon lange an Zahl übertroffen und nehmen sie an Bedeutung immer mehr zu. Vor dem Kind,• in dem Gottes Liebe Mensch wird, werden die Unterschiede zwischen scharz und weiß,
alt und jung, klein und groß bedeutungslos: Gottes Liebe gilt allen in gleicher Weise. Entscheidend ist vielmehr, daß Menschen wie diese Gelehrten – nach dem Gott fragen und suchen, der sie liebt,
und daß sie bereit sind, das Geschenk der Liebe Gottes anzunehmen.
Gott ist zu finden. Er verheißt uns: „Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen“ Oeremia 29,13.14).
Finden können wir Gott aber nur, wenn wir uns wie diese Gelehrten zu dem hinführen lassen, der an Weihnachten zu uns kam. Nur darum kann unser Suchen erfolgreich sein, weil Gott durch das Kind in der
Krippe uns sucht. Suchende werden gefunden und kommen so ans Ziel.
Suchen wir nach Gott Wollen wir uns von ihm finden lassen? Müssen nicht die Worte des Gedichtes „Anbetung“ von Albrecht Goes immer neu zu unserem Gebet werden:
Wir suchen Dich nicht, Wir finden Dich nicht.
Du suchst und Du findest uns, Ewiges Licht.
Wir lieben Dich wenig, Wir dienen Dir schlecht.
Du liebst und Du dienst uns, Ewiger Knecht.
Wir eifern im Unsern
Am selbstischen Ort,
Du mußt um uns eifern, Ewiges Wort.
Wir können Dich, Kind
In der Krippe, nicht fassen,
Wir können die Botschaft nur
Wahr sein lassen.