Ein Mönch geht mit festen Schritten auf die Wittenberger Schlosskirche zu. Die schwarze Kutte aus grober Wolle hat er tief ins Gesicht gezogen. Sein Atem dampft in der kühlen Herbstluft. Er erreicht die Kirchentür. Es ist der 31. Oktober 1517, ein Tag vor Allerheiligen.
Gedanken zum Reformationstag
Luther war nicht nur Mönch, sondern auch Theologieprofessor. Seine Thesen gegen den Ablass sollten die Grundlage für eine akademische Diskussion an der Universität sein. Solche „Disputationen“ gab es häufig zu den unterschiedlichsten Themen. Und es war üblich, dass die Thesen vorher an der Tür der Universitätskirche ausgehängt wurden. Die Tür war das Schwarze Brett der Universität, die Uni-Pinnwand sozusagen – ein alltäglicher Vorgang also.
„Wie kriege ich einen gnädigen Gott?“ lautete die Frage, die Luther als Mönch ständig beschäftigt und ihm keine Ruhe gelassen hatte.
Die intensive Beschäftigung mit Paulus und dem Kirchenvater Augustin brachten Luther zu der Erkenntnis. Der Mensch muss sich Gottes Gnade nicht erst verdienen. Gott spricht den Sünder gerecht, ohne irgendwelche Voraussetzungen zu verlangen. Gottes Wort wirkt, was es sagt. Wenn Gott einem Menschen zuspricht: „Deine Sünden sind dir vergeben“, dann sind sie ihm auch vergeben. Der Glaube vertraut auf diese Zusage und hält sie für wahr.
Römer 3, 28 aus der Übersetzung nach Roland Werner, Das Buch
So kommen wir zu der Feststellung, dass der Mensch vor Gott gerecht wird durch das Vertrauen, ohne die Mitwirkung von Taten, die dem Gesetz entsprechen.
Nichts haben
Nichts bringen
Nichts können
Auf Gott zu vertrauen: das hilft.
Vertrauen, dass ER mich nicht im Stich lässt.
Vertrauen, wenn es schlimm kommt im Leben.
Vertrauen, wenn das Leben zu Ende geht.
Aus solchem Vertrauen kann ich leben: getrost und ruhig.
Das ist geschenkter, gelebter Glaube aus der Hand eines gnädigen Gottes, unsrem HERRN.
Daran erinnert jedes Jahr der Reformationstag. Bis heute.
Quellenangaben:
http://www.elk-wue.de und Gedanken aus dem Text von Lucie Panzer, Rundfunkpfarrerin