Das Auto ist vollgetankt. Nun muss ich nur noch bezahlen. Im Kassenraum sind zwei Leute vor mir an der Kasse. Ich schaue mich indes um und mein Blick fällt auch auf den Boden. Was liegt denn da? Ein beschriebener Zettel. Ich kann noch lesen: „…Ich liebe dich, Deine Corinna!“
Gefühle artikulieren
Dieser Zettel muss jemandem beim Bezahlen aus der Tasche gefallen sein. Ich freue mich über diese wenigen Worte. Es zeigt mir, dass da ein Paar seine Beziehung pflegt. Gedanken und Gefühle für den Ehepartner, den Freund, das Familienmitglied zu haben. Das ist die eine Sache. Es dem anderen aber auch wirklich zu sagen – eine andere. Meine Frau und ich üben auch fleißig daran…
Morgengrüße
Genau weiß ich es nicht mehr, wann das in unserer Ehe begonnen hat. Aber es ist einfach mit der Zeit ein netter Brauch geworden – die Sache mit den Zetteln .
Morgens, wenn ich mich – noch ziemlich verschlafen und erst halb wach – zum Frühstücken an den Tisch setze, dann liegt manchmal auf dem Teller ein kleiner Zettel mit ein paar netten Worten für den Tag. Mal sind es Erinnerungen, etwas auf dem Heimweg zu besorgen oder eben nur ein kleiner Liebesgruß. Das hilft mir dann so früh am Tag – viel mehr als eine Tasse Kaffee – wach zu werden. Und bringt Freude in mein Herz.
Natürlich ist diese Zettelwirtschaft keine Einbahnstrasse. Und einige dieser Botschaften sind sogar ins „Archiv“ gewandert. Vielleicht gibt es das in jeder Familie: Da werden bestimmte Dinge über den Tag hinaus aufbewahrt und man erfreut sich auch zu einem späteren Zeitpunkt daran.
Stafettenlauf
Auch unsere Kinder sind in diese Zettel-Botschaften mit eingeschlossen. Wir alle nutzen diese Möglichkeiten der Kommunikation, weil wir uns durch diverse unterschiedliche Arbeitsrhythmen nicht regelmäßig sehen können. Da gibt es Tage, wo Prüfungen anliegen oder stressige Besprechungen. Oder eben der Wunsch, „nur so mal“ dem Anderen zu sagen, dass man an ihn denkt und ihn lieb hat.
Solche Kurzbotschaften dienen der Informationsübermittlung – aber nur sekundär. Primär kommt die Botschaft rüber: „Ich denke an dich. Ich liebe dich. Du bist mir nicht egal, sondern ich stehe hinter dir!“
Irgendwo habe ich mal die nette Geschichte gelesen, wie wohl der Mensch zu seinem Bauchnabel gekommen ist.
Der Bauchnabel
Als Gott sich die Menschen ausgedacht hat, da hat er ihnen Ohren gegeben, damit sie hören können; Augen zum Sehen, einen Mund zum Sprechen und Essen; und Haare, damit man sie sich raufen kann, wenn es mal Ärger gibt. Er gab ihnen Füße, damit sie gehen können und Hände, damit sie arbeiten und spielen können. Und als er so die Menschen gemacht hat, da hat er sie alle in einer Reihe vor sich aufgestellt und hat gesagt: „Dich habe ich lieb!“ „Und dich habe ich lieb!“ „Und dich habe ich lieb!“
Und damit die Menschen auch wussten, dass sie gemeint waren, stupste er jedem mit dem Zeigefinger auf den Bauch. Und an dieser Stelle entstand eine kleine Delle. Und jeder Mensch, zu dem Gott gesagt hat: „Dich habe ich lieb“ hat so eine Delle, hat so einen Bauchnabel.
Diese ausgedachte Geschichte vermittelt uns genau die Botschaft, die wir immer wieder brauchen, um neuen Mut zu schöpfen. Oder auch, um mal wieder richtig durchatmen zu können, wenn der Alltag uns übermannt.
Gott liebt
Gottes Interesse und Liebe an Dir ganz persönlich („Sein Zeigefinger auf Deinem Bauch“) zeigte sich schon, bevor es überhaupt die Erde gab:
Er hat dich “ auserwählt in ihm vor Grundlegung der Welt. “
Epheser 1,4
Und damit nicht jemand auf den Gedanken kommen könne, dass er bei Gott übersehen worden wäre, hat es Paulus einmal so ausgedrückt:
“ Ich lebe durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat. “
Galater 2,20
Vater und Sohn haben unglaublich starkes Interesse an jedem einzelnen Menschen gehabt und haben es noch.
Jesus als Vorbild
Als Jesus begann, sein Reich auf der Erde aufzurichten, sprach er öfter vor vielen Menschen, belehrte und ermahnte sie. Aber dabei verlor er nie den Einzelnen aus den Augen. Immer wieder suchte er den Kontakt mit dem persönlichen Gegenüber.
Deswegen machte er einmal den völlig unkonventionellen Umweg durch ein religiös mehr als fragwürdiges Territorium (Samaria), um genau dort einer lebensüberdrüssigen und freudlosen Frau Gottes Liebe zu zeigen.
Deswegen war er auch Nachts bereit, einem ängstlichen, aber fragenden Nikodemus dessen theologische und existentiellen Fragen zu beantworten.
Deswegen befreite er durch ein Erdbeben seine treuen Diener Paulus und Silas und offenbarte auch gleich einem aufgeschreckten Gefängnisdirektor seine echte Liebe.
Die Liste ist beliebig erweiterbar. Jede Menge Leute berichten, wie persönlich und konkret auch heute noch Gott sein Verhältnis zur Einzelperson aufrechterhält, seine Liebe dokumentiert. Sozusagen Zettel schreibt.
Und? – Willst Du nicht vielleicht auch jemandem aus Deinem Umfeld mal wieder einen Zettel mit einem lieben Wort schreiben?
Andreas Meißner
Erschienen am: 19.09.2005 in Jesus Online