Nur eine kleine Geschichte Ich hatte meinen Großvater lieb. Das beruhte auf Gegenseitigkeit. So durfte ich ihn des Öfteren besuchen, auch für mehrere Tage. Er ging mit mir in die Stadt, zeigte mir ihre Sehenswürdigkeiten und machte mir auch die Natur bekannt. Aber besonders schön war es, wenn Großvater erzählte: aus seiner Jugend, von seinem beruflichen Werdegang, von den Kriegen, an denen er teilnehmen musste. Selbstverständlich berichtete er auch gerne, wie er seine Frau kennen und lieben gelernt hatte und wie harmonisch ihre Ehe war, bis sie starb.
Nach dem Mittagessen las der Großvater fortlaufend ein Kapitel aus dem Alten Testament und nach dem Abendessen aus dem Neuen Testament. Er sprach auch mit mir über das Gelesene. Wenn ich mehrere Tage beim Großvater blieb, hatte ich dort ein eigenes Schlafzimmer. Zur Schlafenszeit kam er immer noch einmal herein, um mit mir zu beten und „gute Nacht“ zu wünschen. Aber wenn meine Kleider chaotisch im Zimmer verstreut waren, sagte er: „Denke doch, Junge, wenn heute Nacht der Herr Jesus wiederkommen würde!“ – Nun bin ich selber Großvater. Was werde ich meinen Enkeln sagen?
11.07.2003 Neuk. Kal.