Es freut mich:
– wenn Eltern ihre Kinder taufen lassen. Das Argument „Mein Kind soll eines Tages selbst entscheiden“ –früher einmal sehr in Mode – verliert offenbar an Kraft.
– wenn Menschen aus der Nächstenliebe eine Leidenschaft machen –und zum Beispiel Geld, das sie nicht brauchen, in eine Stiftung oder an eine Hilfsorganisation geben. – – wenn Menschen zu ihrem Glauben stehen, ohne andere zu missionieren oder über den Mund zu fahren.
– wenn sich Menschen in einer Gemeinde ehrenamtlich betätigen, auch wenn ihnen an der Amtskirche nicht alles hundertprozentig zusagt.
– wenn sich eine Glaubensgemeinschaft für eigenes Fehlverhalten entschuldigt, das sie begangen hat. Das gilt für alle Religionen, da überall Menschen am Werk sind, die Fehler haben und Fehler begehen.
– wenn religiöse Überzeugungen einen Menschen zum Guten verändern. Wenn er dann fröhlicher und gelassener sein kann.
– wenn ein Kruzifix am Weg mit frischen Blumen geschmückt ist, ohne dass der Stifter großes Aufhebens darum macht.
Es ärgert mich:
-wenn im Namen Gottes Macht
ausgeübt wird und – im Extremfall –Kriege geführt werden. Dass Gott den „Kampf gegen die Ungläubigen“ will, ist die größte Beleidigung des Glaubens. Das gilt für alle Religionen. )
– wenn im Namen der Nächstenliebe Geschäfte und dickes Geld gemacht werden.
– wenn sich Menschen über den Glauben und dessen Vertreter beschweren, weil sie das irgendwo gehört haben und schick finden.
– wenn kirchliche Bräuche nur als Fassade benutzt werden und eine Hochzeit zur Modeschau mit Oldtimer-Vorführung und Sektempfang auf dem Kirchplatz verkommt.
– wenn das Brustkreuz zum Modeschmuck wird, weil es nun zufällig angesagt ist.
– wenn man den Kirchen alles in die Schuhe schiebt, was in den vergangenen Jahrhunderten schiefgegangen ist. Aus derlei Vorurteilein spricht die Annahme, dass es für alle Pannen eine einzige Ursache gibt.
-wenn Gläubige und Ungläubige Menschen sich schon nach dem dritten satz streiten -weil beide es nicht schaffen, respektvoll über die Unterschiede zu reden.
Quelle: Südkurier Nr. 178, 2010, Rubrik Werte im Wandel-eine Betrachtung