Eine Sage erzählt: Ein reicher Mann starb und erwachte in einer neuen Welt. Eine reichgedeckte Tafel verhieß wahrhaft himmlische Freuden. Er fragte nach dem Preis der köstlichen Gerichte. „Alles kostet hier nur einen Pfennig“ war die Antwort. Der Mann freute sich, denn er war sehr reich. Aber als er bezahlen wollte, schüttelte man den Kopf: „Hier gilt nur das Geld, das einer bei Lebzeiten verschenkt hat!“ da wurde der Mann sehr traurig. Er war auf einmal bettelarm, denn er hatte im Leben nie etwas verschenkt. Das ist keine schöne Geschichte, nicht wahr? Aber ich denke, es ist etwas Wahres dran. Weiterschenken macht schon hier Freude und kann dazu helfen, daß Wunder geschehen. Genau dies wird in dem anderen Beispiel deutlich. Das ist jetzt aber keine Sage, sondern eine wahre Geschichte. Ein Professor der Medizin stirbt, und seine drei Söhne lösen seinen Haushalt auf. Die Mutter war schon lange vorher gestorben, und der Vater hatte mit einer langjährigen Haushälterin allein gelebt. Im Arbeitszimmer des Vaters fanden die Söhne neben vielen wertvollen Dingen in einem Schrank ein steinhartes, vertrocknetes, halbes Brot. Die Haushälterin wußte, was es damit auf sich hatte. In den ersten Jahren nach dem Krieg war der Professor todkrank. Da schickte ihm ein guter Freund ein halbes Brot, damit der Professor etwas zu essen hatte. Der aber dachte an die viel jüngere Tochter eines Nachbarn und ließ dem Mädchen das Brot schicken. Die Nachbarsfamilie aber mochte das wertvolle Brot nicht für sich behalten und gab es weiter an eine arme alte Witwe, die oben im Haus in einer kleinen Dachkammer hauste. Die alte Frau aber brachte das Brot ihrer Tochter, die mit zwei kleinen Kindern ein paar Häuser weiter wohnte und nichts zu essen hatte für die Kinder. Die Mutter dachte, als sie das Brot bekam, an den Medizinprofessor, der todkrank lag. Sie sagte sich, daß er ihrem Jungen das Leben gerettet und kein Geld dafür genommen hatte. Nun hatte sie eine gute Gelegenheit, es ihm zu danken, und ließ das Brot zum Professor bringen. „Wir haben das Brot sofort wiedererkannt“, sagte die Haushälterin, „unter dem Brot klebte immer noch das kleine Papierstückchen.“ Als der Professor sein Brot wieder in der Hand hielt, sagte er: „Solange, noch Menschen unter uns leben, die so handeln, braucht uns um unsere Zukunft nicht bange zu sein. Dies Brot hat viele satt gemacht, obwohl keiner davon gegessen hat. Dies Brot ist heilig. Es gehört Gott!“ So legte er es in den Schrank. Wer teilt erlebt Wunder, so hat es dieser Junge erlebt, so hat es der Medizinprofessor erlebt, so werden es auch wir erleben. Erntedank 1997 – wieder einmal haben wir bekommen, was wir zum Leben nötig hatten, sei es auf den Feldern oder in den Gärten, sei es auf dem Bankkonto. Nun wollen wir es nicht alles für uns behalten. Wir wollen es mit anderen teilen. Teilen macht nicht nur arm, teilen macht auch reich. Vielleicht arm im Geldbeutel, aber reich im Herzen. So wie das Paulus im 2. Korintherbrief 9,10f schreibt: Gott aber, der dem Sämann Saat und Brot schenkt, wird auch euch Saatgut geben. Er wird es wachsen lassen und dafür sorgen, daß eure Opferbereitschaft Früchte trägt. Ihr werdet alles so reichlich haben, daß ihr unbesorgt weitergeben könnt. Außerdem würden wir auf diese Weise dazu beitragen, daß viele Gott danken. So war es damals. Es war nicht viel, was der Junge hatte, aber Jesus hat aus dem wenigen viel gemacht, so daß viele Gott gepriesen und ihm gedankt haben. Wolle doch der Herr uns, nach dem Wunder der Ernte auch dieses Wunder schenken. Das Wunder des Teilens, auf daß wir reich werden. gekürzt aus einer Predigt der Chrischona-Gemeinde Eichstetten, Erntedank, 2007