Sturmlichter

Viele werden heute schwermütig. Sie können kaum mehr einen Freude erweckenden Gedanken fassen. Das Leben gleicht heute einer Gratwanderung, auf der man jederzeit in den Abgrund tiefster Verzweiflung fallen kann. Es wird immer dunkler, und man sieht kaum noch, wo der Weg wirklich weitergeht. In solcher Situation,wenn dazu noch ein starker Gegenwind weht, sind Zündhölzer unnütze Werkzeuge, um es auch nur ein wenig hell werden zu lassen. Man kann Schachtel um Schachtel Verbrauchen; gegen den Wind kommen sie nicht an. So ist es mit unsern mensch lichen Trostversuchen. Gegen ein großes Leid sind sie wehrlos. Aber es gibt Sturmlichter, die weht kein Wind aus. Wer es weiß, daß Sturm über ihn kommen wird, der sollte nicht hinausgehen ohne die Sturmlichter, die der Vater seinen Kindern bereitet hat. Das sind die festen Zusagen, die in dem wunderbarsten aller Bücher stehen: Worte, die kein Sturm der Geschichte hat ausblasen können. Mit ihnen haben Frauen und Männern auch in schrecklichem Unwetter bestanden. Leider weiß die große Weltgeschichte wenig davon. Nur hie und da steht in Lebensbeschreibungen der Kämpfer und Gestalter ein Geständnis, daß sie ohne die Sturmlichter Gottes nicht durchgekommen wären. in hilfreiches Vorbild ist Martin Luther. Er wäre versunken im Sumpfe der Verzweiflung und Schwermut, wenn er die sturmfesten Lichter nicht gehabt hätte. Wer mit Schwermut zu kämpfen hat, sollte sich von Luther beraten lassen. Er ist in der Hölle der Verzweiflung gewesen und gerade dort durch Gottes Sturmlichter ein froher Mensch geworden. Aber man muß fest zufassen. Man darf sich die festen Zusagen Gottes nicht durch »historische“ Erwägungen« aus der Hand schlagen lassen. Das Gebot der Freude (z.B. Josua 1, 9) und das Verbot der Angst (z.B. Jesaja 41, 10) sind freilich einst an ganz andere Menschen unter ganz anderen Umständen ergangen. Aber einmal mußten sie ja zum ersten Mal ausgesprochen werden, damit sie für immer gehört werden können, Zeiten und Menschen wandeln sich. Gott bleibt, wie er ist. Maleachi 3, 6 und Jakobus 1, 16. Darum kommt er mit seinen uralten Worten in unsere Not hinein. Wie Sturmlichter dürfen wir seine Worte zur Hand nehmen. Der Wind der Jahrtausende hat sie nicht auslöschen können. Auch mein kleines Leben wird in ihrem Licht bestehen. Buchauszug von Pfr. Eugen Brunner »Gottes Freund