Historiker werden unsere Zeit wahrscheinlich einmal Zeitalter der Sorge nennen.
Obwohl wir es leichter haben als unsere Vorfahren, wird unsere Welt von
Angst und Unsicherheit bestimmt. Wir sind innerlich zerrissen, bedrückt
und fühlen uns von allen Seiten bedroht. Schwielen an den Händen
waren das Merkmal der Pioniere. Das Kennzeichen moderner Männer und
Frauen sind gefurchte, zusammengezogene Augenbrauen.
Unser Hauptziel konzentriert sich auf alles, von dem wir glauben, es täte uns gut. Hinzu kommt das brennende Anliegen: Wie können wir unsere Zeit möglichst effektiv nutzen? Die Menschen meinen, wenn nur alle gut zu essen hätten, dazu ein Dach über dem Kopf, Kleidung, Ausbildung und Freizeiteinrichtungen, hätten sie das Äußerste im Leben erreicht.
Diese Vorstellung wird durch Stellungnahmen von Politikern, Informationsmaterial und Werbung noch unterstützt. Doch sie ist falsch. Manche Fernsehwerbung vermittelt tatsächlich den Eindruck, gelbe Zähne, einen Pickel oder einen FünfUhrBart zu haben, wäre eine Katastrophe. Diese übertriebene Betonung des Körpers hat ein Denksystem geschaffen, das sich viel in Bedrängnis und Konflikten mehr um die Annehmlichkeiten des Lebens kümmert als um das eigentliche Ziel.
Billiger Ersatz
Moderne Männer und Frauen sind in Elfenbeintürme geflüchtet. Umgeben von Luxus und Computern verstecken sie sich dort vor der Wirklichkeit, vor ihrem eigenen Gewissen und vor Gott. Sie werden von dem Gefühl gequält, nicht der Mensch zu sein, der sie sein sollten und nicht so zu leben, wie sie sollten. Zutiefst wissen sie, wie die Bibel sagt, »dass das Leben mehr ist als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung« (vgl. Matth . 6,2 5). Sie haben versucht, die tiefe Leere in ihrer Seele mit Dingen zu füllen, die dieses große Vakuum ausgleichen sollen. Aber das ist nicht möglich. Keiner kann diese innere Sehnsucht und den Hunger nach eigentlicher Sinnerfüllung selbst befriedigen. Aller Luxus ist nur billiger Ersatz für geistliche Gesundheit.
Frieden in der Angst
So entsteht die Sorge, ein Gefühl tiefer Unsicherheit und ständiger Angst: Was hat schon Bestand? Es muss doch noch etwas anderes geben! Aber weil der Mensch an Gott vorbeiläuft, ist die Hoffnung ständig auf Dinge konzentriert, die nicht dem Willen Gottes für uns entsprechen. Die Folgen sind Frustration und Niederlagen. Richten Sie Ihre Augen auf Jesus. Beten Sie zu ihm. Er wird Sie niemals enttäuschen. Er gibt Ihrem Leben eine feste Grundlage, tiefe innere Sicherheit und Frieden.
In der sogenannten Bergpredigt (Matth. 6) sagt Jesus immer wieder: »Sorgt euch nicht … ! « »Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet!… Darum sollt ihr nicht sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Wie werden wir uns kleiden?… Sucht zuerst nach der Königsherrschaft Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, dann wird euch das alles dazugegeben werden« (V 2533).
Wir schaffen uns unsere Schwierigkeiten selbst, und dann versuchen wir, sie ohne Gott zu beheben. Aber die Selbständigkeit des Menschen ist an ihre Grenzen gekommen. Immer klarer wird, dass unsere geistliche Schwachheit nur durch den großen Arzt geheilt werden kann. Und die Mittel, die er anordnet, sind heute noch genauso gültig wie zu der Zeit, als er sie zum erstenmal verschrieb. Jesus sagt: »Kommt alle her zu mir… ich will euch Ruhe geben« (Matth. 11, 28). Millionen Menschen haben allen Grund, sich Sorgen zu machen. Ihr Leben ist von Egoismus bestimmt und mit Sünde belastet. Sie brauchen Jesus Christus als Retter und Erlöser.
Und Gott hat uns zugesagt, daß wir mitten in Bedrängnis und Konflikten durch ihn Frieden haben können. Gott verspricht uns neue Kraft durch seinen Heiligen Geist, wenn wir ihn in unseren Herzen
wohnen lassen. Und doch werden auch Christen von Angst und Sorgen gequält.
Hunger und Durst
Wie entsteht Sorge? Wenn unsere Grundbedürfnisse nicht erfüllt sind. Wenn ein Baby hungrig ist, werden Sie seinen natürlichen Wunsch nach Nahrung nicht mit einer Rassel befriedigen. Es wird schreien, bis sein Hunger gestillt ist. Genauso kann die Seele eines Menschen, der nach dem eigentlichen Sinn seines Lebens sucht und von Sorge und Angst beherrscht wird, nur durch Gott selbst Ruhe finden. König David beschreibt das im Alten Testament mit dem beeindruckenden Satz: „Wie eine Hirschkuh nach Wasserquellen verlangt, so sehnt sich meine Seele nach dir, o Gott“ (Psalm 42,2). Wenn ein Mensch Hunger hat, ist sein größtes Verlangen- Nahrung! Wenn ein Mensch Durst hat, wird ihn nur ein Gedanke erfüllen – wo ist Wasser? Ist jemand verletzt, wird sein größtes Bedürfnis ein Arzt sein, der ihm helfen kann. So ist die eigentliche Sehnsucht aller Menschen, ob sie es wissen oder nicht, zutiefst die Sehnsucht nach Gott.
Egal, wie viele Wege Sie ausprobieren Sie werden nie der Mann oder die Frau sein, die Sie sein sollen, bis Sie die Worte von Jesus hören und in Ihr Herz aufnehmen: »Darum sollt ihr nicht sorgen… sucht in erster Linie nach der Königsherrschaft Gottes. . .«(Matth. 6,31,33).
Kein Wunder, dass Menschen, die Gott nicht kennen, von Ängsten, Komplexen und innerer Zerrissenheit gejagt werden. Warum
begegnet uns immer wieder grausame Brutalilität? Wie ist es möglich, daß der Mensch dazu fähig ist?
Natürlich begehen die meisten keine groben Straftaten, aber unter dem Mantel der Ehrbarkeit geschieht anderes Unrecht, das genauso schlimm ist. Es passiert viel, weil der Mensch das Böse in sich trägt und zu Furchtbarem fähig ist.
Nicht alles allein!
Sie sagen jetzt vielleicht: »Aber ich kenne Menschen, die sind engagierte Christen und sorgen sich doch ständig und haben Angst. « ja, das stimmt. Damit komme ich zum zweiten Punkt: Wir brechen unter den Sorgen zusammen, wenn wir versuchen, die Last des Lebens allein zu tragen. Die Bibel sagt: »Alle eure Sorgen werft auf ihn! Denn er sorgt für euch« (I.Petr. 5,7).
Es gibt Christen, die noch nicht gelernt haben, dass das Leben eine Partnerschaft zwischen Gott und dem einzelnen Menschen ist. Jesus sagt: »Nehmt mein Joch auf euch« (Matth.11,29). Wenn wir uns von Christus unter ein Joch mit ihm spannen lassen, dann sind wir ein Team. Und die Lasten des Lebens tragen sich leichter.
Unsere Sünde ist es, die uns von Gott trennt. Wir werden nur frei davon, wenn wir sie Jesus übergeben. Gott hat uns geschaffen, auch unsere Seele. Und diese Seele sehnt sich nach Gottes Angesicht. Sie wird jedoch nie Ruhe finden, wie der Kirchenvater Augustinus einmal gesagt hat, bis sie in Gott ruht. Und diese Ruhe finden Sie erst, wenn Sie zum Kreuz gehen. Dort ist Jesus für unsere Sünde gestorben. Dort hat er sein Blut vergossen, damit uns unsere Schuld vergeben werden kann.
Wer das für sich in Anspruch nimmt und ihm sein Herz ausliefert, wird Frieden in seiner Seele erfahren. In ihm geschieht ein Heilungsprozeß. Die zerbrochene Partnerschaft zwischen Gott und Mensch wird wieder hergestellt. Es keinen anderen Weg zur Versöhnung mit Gott. Wer das ganz tief in sich aufgenommen hat, wer diesen Weg mit Jesus bewußt geht, dem nimmt er auch die Bürde der Sorge von den müden Schultern.
Neue Blickrichtung
Allen, die von der Sorge frei werden wollen, möchte ich drei einfache Vorschläge machen:
Lassen Sie sich nicht irritieren durch die vielen Dinge, die die Welt Ihnen verlockend vor Augen hält. Suchen Sie vielmehr nach dem Reich Gottes, das in Christus offenbart ist. Trinken Sie sich mit diesem Leben voll, das Gott Ihnen durch sein Wort anbietet, wie jemand, der verzweifelten Durst hat. Legen Sie alle Ihre Lasten in festem Glauben auf Jesus.
Und der zweite Schritt: Setzen Sie sich nicht selbst an die erste Stelle. Wenden Sie Ihre Augen weg von sich. Konzentrieren Sie sich zuerst auf Gott und auf andere Menschen, die Ihre Hilfe brauchen. Egoismus ist eine schlimme Brutstätte für Sorgen. Nehmen Sie sich Zeit zum Gebet, und beten Sie dabei auch immer wieder für andere.
Und das dritte: Seien Sie kein halbherziger Christ. Denken Sie an Jesus, als er der Schande ausgesetzt wurde, als er den Todeskampf am Kreuz durchlitt. Immer war er seinem himmlischen Vater mit seinem Herzen, seiner Seele und seinem Geist völlig ergeben.
Wenn Sie diese Haltung Gott gegenüber auch haben, werden Sie ein wirklich glücklicher Christ sein. Sie werden erleben, dass sich Ihre Sorgen wie Nebel auflösen, wenn die Morgensonne kommt. Ihr Leben wird eine neue Bedeutung, und Sie werden neue Lebensfreude bekommen. Sie werden »ja« sagen zu den Worten des Apostels Paulus: »Christus haben, heißt wirklich zu leben weil Christus selber durch mich lebt« (vgl. Phil. 1,2 1).
Billy Graham