„Es nervt mich jedes Jahr, wenn der Weihnachtstrubel früher anfängt. Ich gönn es den Leuten und mecker nicht grundsätzlich gegen das Weihnachtsgeschäft. Aber für mich bedeutet es, dass ich wochenlang jeden Tag erinnert werde. Daran, dass die schönsten Tage des Jahres, das frohe Familienfest für mich wieder Tage der Einsamkeit werden. Wochenlang kocht bei mir die Angst vor Weihnachten langsam hoch. Ich feier mit mir allein, und da kommt wenig Stimmung auf. Für wen soll ich den Tisch schön decken? Es kommt ja niemand. Keiner wartet auf ein Geschenk von mir. Das besinnliche Fest des Friedens macht mich fertig, mich erdrückt die Einsamkeit. Ich habe zu viel Zeit zur Besinnung. Noch ein paar Tage, dann geht es wieder los.“
So ähnlich empfinden viele Menschen. Sie freuen sich überhaupt nicht auf Weihnachten, weil sie wissen, dass sie dann viel allein sein werden.
Geht es Dir auch so? Wir möchten Dir Mut machen, doch noch das Eine oder Andere zu planen und die Feiertage nicht einfach frustriert auf Dich zukommen zu lassen.
Wo findet Weihnachten eigentlich statt?
Kein anderer Feiertag ist emotional so stark – und so unterschiedlich – belegt. Für Manche ist Weihnachten nicht richtig Weihnachten, wenn an der Atmosphäre etwas nicht stimmt. Dazu zählen der Kirchenbesuch, oder „weiße Weihnachten“, ein Tannenbaum oder das traditionelle Weihnachtsessen. Geschenke nicht zu vergessen.
Andere mögen besonders gern ein harmonisches Zusammensein in der Familie. Mal ohne den üblichen Ärger und Stress. Ach ja, die Weihnachtsgeschichte muss auch noch irgendwann gelesen werden. Was erwarten und verbinden wir nicht alles mit Weihnachten!
Wo findet Weihnachten eigentlich statt? Die meisten Menschen werden zugeben, dass das Entscheidende weder der Tannenbaum noch der besondere Braten ist. Und doch erwarten Viele genau diese Dinge. Und sind enttäuscht, wenn Weihnachten nicht so geworden ist, wie man geplant hat.
Wer den Bericht über die Geburt von Jesus liest, kommt dem eigentlichen Sinn von Weihnachten nah. All die anderen liebgewordenen Bräuche und Traditionen entdeckt man in der Bibel nicht. Aber in der Bibel ist die Botschaft zu finden, die Weihnachten ausmacht. Die einmalige Botschaft, die große Freude und tiefen Frieden bringt.
Es heißt im Lukasevangelium nicht: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, denn heute gibts teure Geschenke.“ Die Freude wird auch nicht an eine gemütliche Feier gebunden. Der Inhalt der Weihnachtsbotschaft ist immer noch ein anderer.
Der wirkliche Grund für Freude und Frieden liegt nicht im Menschen. Er ist nicht in dem zu finden, was wir planen, kaufen und arrangieren können. Aber gerade damit geben sich viele Menschen unendlich viel Mühe. Darum sind die Wochen vor Weihnachten oft so hektisch und unbefriedigend. Viele kümmern sich auch in diesem Jahr in erster Linie wieder um Zweitrangiges.
Wo findet Weihnachten eigentlich statt? Es findet überall dort statt, wo man sich um das Wesentliche Gedanken macht: um Gott, der in die Welt kommt. Wer sich das von Gott sagen lässt, hört die Weihnachtsbotschaft. Und den wird sie auch erreichen, selbst wenn der äußere Rahmen des Festes nicht allzu festlich ist.
Das war er übrigens damals auch nicht. Jesus kam im Stall zur Welt. Mehr war nicht. Das einzige, was vielleicht noch mit unserem Fest Ähnlichkeit hatte, war eine Kerze bzw. ein Öllämpchen.
Gott hat Dich gefunden
Gott kommt zu uns, auch wenn die äußere Zierde nicht passt. Gott braucht keinen Weihnachtsbaum und keine teuren Geschenke. Alles, was uns Frieden ermöglicht, hat er getan. Seine Botschaft kann auch die Menschen froh machen, die auf liebgewordene Weihnachtstraditionen verzichten müssen.
Gott findet uns und spricht uns an. Das ist in sich schon eine tolle Sache: Er findet uns. Er findet den Kranken im Krankenhaus, den Wachhabenden bei der Feuerwehr, die alte Oma, die keine Verwandten in der Nähe hat, den vereinsamten Asylanten, die alleinerziehende Mutter mit ihrem Baby. Er findet auch die, die kontaktscheu sind und jene, mit denen keiner gern etwas zu tun hat.
„Fürchtet euch nicht! Ich bringe euch die größte Freude für alle Menschen: Heute ist für euch in der Stadt, in der schon David geboren wurde, der lang ersehnte Retter zur Welt gekommen. Es ist Christus, der Herr.“ (Die Bibel, Lukas 2, 10+11 )
Das lässt Gott ausrichten. Und wer hört es zuerst? Nicht die obersten Zehntausend, nicht die Frommen, nicht die Familien mit fröhlichen Kindern. Hirten waren es. Die lebten nicht im Zentrum der Gesellschaft, sondern abseits und in einfachen Verhältnissen. Ohne Glanz und Gloria. Aber gerade sie hören als erste diese Botschaft der Engel.
Fürchtet euch nicht, lässt Gott ihnen sagen. Fürchtet euch nicht, ich habe Euch auch hier draußen gefunden. Meine Botschaft gilt Euch. Und so kam es, dass die Hirten ihr Weihnachtserlebnis vom Feld anderen weitererzählten. So berichtet der biblische Schreiber Lukas .
Gott findet uns. Er findet mich. Diese Erfahrung haben Menschen zu allen Zeiten gemacht. Auch die Bibel berichtet davon. Gott sieht den Einzelnen. Er sieht auch den, der das Gefühl hat, von Gott übersehen zu werden. Gott entdeckt den, der sich vor ihm versteckt. Er findet den Einzelnen in der Masse, in der wir manchmal wie eine Nummer untergehen.
Zum Beispiel der Prophet Elia , der sich total erschöpft unter einen Busch legte und sich nur noch den Tod wünschte. Gott sah ihn und sorgte dafür, dass er wieder zu Kräften kam.
Oder Zachäus , der ungeliebte Zöllner. Keiner mochte ihn, weil er die Leute finanziell ausnahm. Zachäus wollte Jesus sehen und kletterte auf einen Baum. Ein unbeliebter Mann in der Masse der vielen – aber Jesus sah ihn und brachte ihm Heil.
Und Jona ? Der Prophet, der vor einem bestimmten Auftrag weglief. Er versteckte sich vor Gott und wurde doch in einer fast ausweglosen Lage von Gott eingeholt. Von seiner Liebe im wahrsten Sinne des Wortes ergriffen.
Gott sieht und findet den Einzelnen. Gott sieht auch Dich jetzt. Er findet Dich und kommt zu Dir. Auch in die von Dir vielleicht als trostlos empfundene Lage.
Wo Gott ist, kann es Frieden geben. Auch, wer von Menschen verlassen ist oder sich selbst zurückgezogen hat, kann die Gemeinschaft mit Gott erleben. Dann ist nicht mehr alles so, wie es vorher war. Die Gegenwart Gottes ist keine Theorie. Gott lebt. Er ist erlebbar. Sein Frieden macht froh und gibt Lebenssinn.
Heißt das nun, dass wir keine menschlichen Beziehungen mehr brauchen? Nein, sicher nicht. Gott hat dem Menschen Mitmenschen gegeben. Es bleibt unser Auftrag, unseren Platz in der Gesellschaft einzunehmen. Zu geben und zu nehmen. Und ein ausgewogenes Verhältnis von Gemeinsamkeit und Alleinsein zu suchen.
Welche Möglichkeiten hast Du, Dich auf Weihnachten vorzubereiten? Es wäre schade, wenn Du resignieren würdest oder Erfahrungen der vergangenen Jahre, die vielleicht nicht so toll waren, einfach auf heute überträgst. Die große Einsamkeit und Leere muss nicht jeden überfallen. Mancher kann noch etwas vorbereiten, was nicht nur ihm selbst, sondern auch Anderen Freude macht. „Es ist besser, ein Licht anzuzünden, als über die Finsternis zu klagen“, sagt ein Sprichwort. Dazu einige Impulse:
Ich mach mich auf den Weg
Es ist noch nicht zu spät, die Feiertage zu planen, um wenigstens zeitweise mit Anderen zusammen zu sein. Dadurch lassen sich die Stunden, in denen man allein ist, auflockern und evtl. leichter annehmen bzw. sinnvoller gestalten.
Wie wäre es mit einer Reise oder einem Ausflug? Das muss nicht gleich als Flucht bezeichnet werden. Noch bleiben Dir einige Tage, um eventuell ein günstiges Last-Minute-Angebot zu nutzen.
Bei dem nächsten Gedanken habe ich gezögert. Denn was ich jetzt vorschlage, wird nicht jeder umsetzen wollen oder können. Aber vielleicht hast Du ja den Mut, Dich irgendwo einzuladen. Es kommt dabei darauf, wen man fragt. Und wie. Und ob man letztlich auch akzeptierten kann, wenn nichts daraus wird. Man sollte nicht gleich mit dem Koffer für drei Tage anreisen. Aber warum nicht den Wunsch äußern, mal wieder mit Anderen „Heiligabend“ zu verbringen?
Ich öffne meine Tür
Es gibt viele einsame Menschen, die auf Andere warten oder aber klagen – und selbst wenig tun, um besucht zu werden. Mancher setzt einfach voraus, dass dieser oder jener sich doch mal sehen lassen müsste. Warum nicht selber eine Einladung aussprechen? Das gehört ja dazu, damit jemand kommt.
Wie wäre es denn, wenn Du aktiv wirst und mehrere Menschen einlädst, die auch allein sind? Statt nur über alles mögliche zu rden, was ja manchmal auch nicht so gut ist, könntest Du zu einem Gesellschaftsspielabend einladen. Oder nur Einen einladen, von dem Du weisst, dass er wie Du gerne Schach spielt. Kreativität ist gefordert – und der Mut, den ersten Schritt zu gehen.
Man kann Vieles tun, was sonst vergessen wird. Wie wäre es mit einer Begegnung, bei der jeder mal alte Fotos mitbringt. Oder Instrumente, um Musik zu machen. Hast Du noch Ideen?
Ich gönn‘ mir was
Auch das ist etwas Schönes und Wichtiges. Und gilt eigentlich allen Menschen. Ich gönn‘ mir etwas Schönes. Also z.B. einen solchen Besuch, wie eben beschrieben.
Aber diesen Gedanken will ich speziell für die entfalten, die tatsächlich die Feiertage allein verbringen. Oft verliert jemand, der Kontakte zu anderen verliert, auch den Lebenssinn. Oder zumindest den Spaß an manchem, was man gemeinsam mit Anderen tun würde.
Aber unser Lebenssinn hängt nicht von Mitmenschen ab. Es ist auch für Alleinstehende sinnvoll, sich etwas zu gönnen. Es ist sinnvoll, sich das Fest schön zu gestalten, auch wenn kein Besucher kommt. Wollen wir uns nicht selbst wohlfühlen? Dazu gehört z.B., dass wir uns Zeit für ein Hobby gönnen. Oder ein gutes Essen. Warum sollte es nur Butterbrote geben wie jeden Tag? Du darfst Dir etwas wert sein! Weil Du Gott viel wert bist.
Nur noch ein paar Tage. Wie wirst Du die Zeit nutzen, um Dich vorzubereiten?
Autor: Harald Petersen, bearbeitet von Ilona Mahel
Erschienen am: 16.12.2003 in Jesus Online