Immer mehr jüngere Christen finden keinen Partner fürs Leben

Sie sind Mitte 30, stehen erfolgreich im Beruf, engagieren sich häufig in ihrer Gemeinde. Viele von ihnen sind das, was man früher“ eine gute Partie“ genannt hätte. Doch immer mehr von ihnen bleiben ledig. Idea – Reporter Marcus Mockler hat noch Ursachen für diesen Trend zum Alleinsein gesucht und nach Auswegen gefragt.

Singels sind nur selten aus Überzeugung Single. Eine ganze Industrie lebt davon, frustrierte Alleinstehende miteinander zu verkuppeln. Das neueste Projekt stammt vom Fernsehsender RTL. Er startet am 1. Dezember über den Satelliten Astra einen Digitalkanal narnens „Traumpartner TV“. Mittels SMS können „Singles“ im Fernsehen live miteinander flirten, Meinungen austauschen und nette Menschen kennenlernen und das täglich von 6 bis 22 Uhr“, heißt es in einer Pressemitteilung. „Kuppel-Kanal“ nennt das die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Angebote zur Beziehungsanbahnung gibt es heute überall: in Zeitungsbeilagen, auf den Intemetseiten seriöser Publikationen, ja selbst in Supermärkten.
„Wal Mart“ in Hamburg bietet alle zwei Wochen freitags von 18 bis 20 Uhr ein“Single-Shopping“ an. Das Konzept: „Zeige mir Deinen Einkaufswagen, und ich sage Dir, ob ich mich in Dich verlieben kann.“

Erste Bedingung: Glaube

Für Christen kommen wohl die meisten dieser Angebote nicht in Frage. Aus einem einfachen Grund: Die erste Qualifikation, die ein potentieller Heiratspartner mitbringen muß, ist der Glaube an Jesus Christus. Zumindest in evangelikalen Gemeinden wird das so gelehrt. Und es macht auch Sinn, wenn man sich später im Familienkreise nicht darum streiten will, ob man zu Tisch betet und sonntags in den Gottesdienst geht. Das Glaubenskriterium schränkt die Auswahl geeigneter Partner drastisch ein, denn allzu viele engagierte Christen, die man sympathisch findet und die darüber hinaus auch noch ledig sind, trifft man ja in einem normalen Menschenleben nicht.
Für Frauen verschärft sich das Problem: Sie stellen in den meisten Gemeinden die Mehrheit, buhlen also gewissermaßen um die wenigen vorhandenen heiratsfähigen männlichen Christen. Und sie stehen unter Zeitdruck, weil sie sich im Normalfall auch noch mindestens ein Kind wünschen, was jenseits der 40 aus biologischen Gründen schwierig wird. Frauen wie Männern sitzt zudem nicht selten eine Mutter im Genick, die immer häufiger darüber spricht, wie sehnlich sie sich doch ein Enkelkind wünscht. Der Druck wächst und mit ihm die Verzweiflung. Die Rede ist hier nicht von Menschen, die sich bewußt für die Ehelosigkeit entschieden haben. Die evangelische Pfarrerin Astrid Eichler (Buchholz/Brandenburg) etwa, die sich Anfang Oktober in einem Gottesdienst „Gottes Segen für die Berufung zum zölibatären Leben“ hat spenden lassen. Solche Alleinstehenden sind die absolute Ausnahme.

Anbandeln hinauszögern

Die große Mehrheit sind Singles wider Willen, die ihr Leben bis Ende 30 ganz gut meistern, dann aber um so unbarmherziger spüren, daß ihnen etwas Entscheidendes fehlt: der Partner, mit dem man alt werden möchte. Ursachen für diesen Mangel gibt es viele. Noch vor einem halben Jahrhundert standen Frauen allein aus wirtschaftlichen Gründen unter Druck zu heiraten. Seit sie ihren Lebensunterhalt problemlos selbst verdienen können, ist es damit vorbei.
Die lange Ausbildung sowie Streß beim Berufseinstieg verleiten Frauen wie Männer dazu, das Anbandeln mit dem anderen Geschlecht hinauszuzögern aus Vernunftgründen, weil man sich mit dem Heiraten ja ohnehin noch ein paar Jahre Zeit lassen will. Und wenn man dann für eine Ehe bereit wäre, ist keiner mehr da, mit dem man sich ein gemeinsames Leben vorstellen kann. Dazu kommt in psychologisches Problem: Menschen Mitte 30 sind bereits ausgereifte Persönlichkeiten. Sie wissen, was sie wollen, sind in vielen Lebensentscheidungen festgelegt. Diese Reife kann es schwermachen, sich ganz auf einen anderen Menschen einzulassen, die eigenen Vorlieben noch einmal in Frage zu stellen oder zumindest ausreichend Toleranz aufzubringen, einen anderen in seinem Anderssein zu akzeptieren.

Kontaktanzeigen

Was tun, um die ungewollte Einsamkeit zu beenden? Auf dem christichen Sektor sind dazu zahllose Angebote entstanden. Zu den jüngeren gehören Kontaktbörsen im Internet. Eine davon ist www.noch-alleine.de der Christlichen Intemet-Arbeitsgeneinschaft (CINA, Wetzlar). Gegen Gebühr stellt man sich und seinen Partnerwunsch dort anonym vor. Wer darauf anspricht, kann über die CINA Kontakt mit dem Suchenden aufnehmen. „Manche Inserenten haben mehr als 100 Rückmeldungen bekommen“, sagt CINA-Chef Joachim Stängle. Was ihn aber noch mehr freut: Rund einmal im Monat meldet sich ein Paar und gibt bekannt, daß es aufgrund des Inserats schließlich zur Hochzeit gekommen ist. In papierener Form ist die Kontaktanzeige schon viel älter (auch ideaSpektrum veröffentlicht jedes Jahr rund 300 Anzeigen dieser Art mit ähnlichem Erfolg wie die CINA im Internet).

Hilft Siegen siegen?

Ein anderes Verfahren hat ein Siegener Baptistenpastor bei amerikanischen Juden abgeguckt. Diese wollten sich gegen die zunehmenden Hochzeiten mit Nichtjuden schützen, indem sie gezielt partnersuchende Singles aus ihren Kreisen zusammenbrachten. Genau das hat Matthias Eßwein vor zwei Jahren Siegen gestartet: Bei dem Single-Treffen. zu dem überregional eingeladen worden war, saßen sich Mann und Frau gegenüber, um rund acht Minuten lang miteinander, um über Gott und die Welt, Träume, Lebensziele und Hobbys zu sprechen. Anschließend wechselten die Männer so oft auf einen freien Platz, bis alle miteinander gesprochen hatten. Danach konnte man auf einem Zettel vermerken, wen man näher kennenlernen wollte. Wenn der andere ebenfalls einen solchen Zettel abgab, stellte die Gemeinde einen Kontakt her. „Ich bin nach wir vor von diesem Konzept überzeugt. Es gab auch mindestens eine Hochzeit aufgrund der ersten Veranstaltung“, so Esswein gegenüber idea. Allerdings: In seiner Gemeinde fanden sich für diesen speziellen Dienst an Alleinstehenden nicht genügend ehrenamtliche Mitarbeiter, weshalb die Arbeit nach dem zweiten Single-Treffen erst mal eingestellt wurde. Eine professionelle, nicht gewinnorientierte Vermittlung für Christen betreibt der Christliche Partnerschafts-Dienst (www.cpdienst.de). Dort haben sich nach eigenen Angaben derzeit über 6.000 Christen auf der Partnersuche registrieren lassen, bereits mehr als 1.700 Teilnehmer haben hier ihren Ehepartner gefunden. Der Vorteil ist bei diesem System, daß man schneller mehr über einen geeigneten Kandidaten erfährt, da jeder einen ausführlichen Fragebogen beantworten muß. Selbstverständlich müssen Suchende für die qualifiziertere Anbahnung von Beziehungen auch mehr bezahlen.

Ist es Liebe?

Nicht immer ist die Suche nach einem Ehepartner eine Frage der Methode. Manchmal liegt es auch an der Persönlichkeitsstruktur des Suchenden. Geht es einem wirklich um Liebe und hat man das ernsthafte Ziel, einen anderen Menschen glücklich zu machen? Oder sucht man ausschließlich die Befriedigung eigener Bedürfnisse? Wilf Gasser (Bern), Paar- und Sexualtherapeut sowie Präsident des Männerforums Schweiz, gibt den Singles wider Willen einen einfachen Tip: Sie sollen ein paar Monate in einer Wohngemeinschaft verbringen. Dort könnten sie lernen, ihr Leben zu teilen, die Bedürfnisse anderer wahrzunehmen, rnit dem eigenen Egoismus umzugehen und Verantwortung für andere zu übernehmen. Das Ganze natürlich ohne sexuelle Aktivitäten. Eine Wohngemeinschaft ist zwar keine Ehe, aber manche auftauchenden Probleme sind sich durchaus ähnlich.

Nicht gleich aufgeben

Wer von seiner Beziehungs- und Liebesfähigkeit aber durchaus überzeugt ist, dem empfiehlt Gasser Aktivität. 1. Das anhaltende Gebet: Gott möge einem einen geeigneten Ehepartner zeigen. 2. Das Anlegen einer Liste mit den Namen der Bekannten, die für eine Beziehung infrage kommen. 3. Mutig und mit Gottvertrauen diese Christen anderen Geschlechts treffen, um sie näher kennenzulernen, Ganz wichtig (und mit diesem Punkt tun sich Langzeit-Singles häufig schwer): Wer Zurückweisung erlebt hat und verletzt wurde, nachdem er ein Interesse an einer Beziehung bekundet hat, sollte nicht gleich aufstecken. Wenn es mit einem Partner nicht geklappt hat, bedeutet das ja noch längst nicht, daß es mit einem anderen nicht doch klappen könnte.

Die Ehe löst

Gasser warnt gleichzeitig Alleinstehende davor, Partnerschaft zu idealisieren. „Die Ehe löst viele Probleme, sie schafft aber auch viele neue auch wenn sie insgesamt die beglückendste Form menschlichen Zusammenlebens ist.“ Deshalb könne es für Singles auch erst einmal eine Hilfe sein, sich mit ihrem Alleinsein zu versöhnen und die glücklichen Seiten dieser Lebenssituation zu entdecken. Die berühmte Torschlußpanik nütze niemandem. „Man muß zur inneren Ruhe finden, auch wenn man noch keinen Ehepartner entdecken kann.“

 

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