Einsamkeit

Herr, du hast es gesehen, schweige nicht; Herr, sei nicht ferne von mir!

Psalm 35,22

Manchmal fühlen wir uns völlig einsam. Es scheint so, als ob alle Welt unser Feind wäre. Niemand will uns verstehen, niemand will uns helfen. Ja wir fühlen uns nicht nur von der Welt, sonder auch von Gott verlassen. Wir beten, aber wir hören keine Antwort. Keinem Christen bleiben solche Anfechtungen erspart. Aber wir sollen nicht in Selbstmitleid oder gar in Verzweiflung verfallen. Der o.g. Psalm macht uns Mut, gerade aus der Tiefe unserer Not zu Gott zu rufen. Wir dürfen vor ihm klagen und von ihm, der unsere einzige Hilfe ist, Antwort erwarten. Wir wissen nicht, warum Gott schweigt, warum er uns so fern erscheint. Aber wir können darauf vertrauen, dass er unser Elend sieht. Die Beter in den Psalmen scheuen sich nicht, Gott aufzufordern, sein Schweigen zu brechen und uns wieder nahe zu sein. Gott will von uns hören, dass wir ihn wirklich brauchen. Und wir werden dann erfahren, dass er unsere einzige Zuflucht ist. Gott „hat es gesehen“, er sieht uns in unserer Not und Verlassenheit.

Aus Neukirchener Kalender Präses P. Hartmut Wenzel