Führungskräftekongress: „Außenminister“ von DaimlerChrysler
macht Mut zu Werten
Deutsche Manager messen der sozialen Fragen weniger Bedeutung zu als Manager in
anderen Ländern. Das bedauerte der Leiter des Bereichs Politik und Außenbeziehungen
der DaimlerChrysler AG, Michael J. Inacker (Berlin), beim Impulstag des Kongresses
christlicher Führungskräfte in Wittenberg. Inacker zitierte eine Umfrage,
wonach nur 23 Prozent der deutschen Führungskräfte soziales Engagement
für wichtig halten – in Frankreich liegt der Wert bei 35 Prozent, in
den USA bei 41 Prozent und in Großbritannien sogar bei 72 Prozent.
Soziales Engagement ist nach Einschätzung Inackers für deutsche Manager
erst dann wichtig, wenn es unmittelbar zum unternehmerischen Erfolg beitrage.
„Wer heute erfolgreich wirtschaften will, muß über den rein
ökonomischen Tellerrand hinausschauen“, hielt er dem entgegen. International
hat das Interesse an Wertefragen nach Inackers Beobachtung zugenommen. Auffällig
sei beispielsweise die wachsende Nachfrage nach sogenannten ethischen Aktienfonds,
in die nur Unternehmen aufgenommen würden, die sich an klar definierte
Sozial- und Umweltstandards hielten. Mittlerweile seien weltweit 3.000 Milliarden
US-Dollar in diesem Bereich angelegt.
Furcht ist „gelebter Atheismus“
Der Landesinspektor des Landesverbandes Landeskirchlicher Gemeinschaften Sachsen,
Matthias Dreßler (Neukirchen), vertrat die Ansicht, je atheistischer ein
Landesteil ist, desto eher kann sich dort Furcht und Zukunftsangst ausbreiten.
„Furcht ist nichts anderes als gelebter Atheismus“, sagte er. Wer
mit der Stärke, Kraft, Liebe und Barmherzigkeit Gottes rechne, müsse
sich nicht fürchten. Nach Beobachtung des Inspektors geht es vielen Ostdeutschen
heute materiell erheblich besser als zu DDR-Zeiten. Es gebe eine „gefühlte
Armut“, die der Realität nicht immer entspreche, so Dreßler.
Wer auf Gott verzichte, bei dem könne sich der „Dämon der Habgier“
entfalten. Als Beispiel nannte er die zunehmende Kinderlosigkeit in Deutschland,
da Nachwuchs als Armutsrisiko gelte. „Kinderlosigkeit ist ein Zukunftsrisiko
– für die, die übrigbleiben und die immer älter werden.“
Arbeit ist „weltlicher Gottesdienst“
Wittenbergs Oberbürgermeister Eckhard Naumann (SPD) rief dazu auf, die
Frage intensiver zu diskutieren, wie sich erfolgreiches wirtschaftliches Handeln
mit Werten verbinden läßt. Er erinnerte daran, daß der Reformator
Martin Luther (1483-1546) Arbeit als „weltlichen Gottesdienst“ bezeichnet
habe. Der Wirtschaftsethiker Prof. Andreas Suchanek vom Wittenberg-Zentrum für
Globale Ethik, in dem die Tagung stattfand, warnte er vor der Ansicht, Christen
seien aufgrund ihres Glaubens die besseren Führungskräfte: „Ein
gutes Herz alleine reicht nicht, um verantwortlich Unternehmen zu führen.“
Es komme auch auf Kompetenzen im Umgang mit den Grundstrukturen des Menschen
an, sagte Suchanek.
Bundestagspräsident wird sprechen
Der Vorsitzende des Kongresses christlicher Führungskräfte, Pastor
Horst Marquardt (Wetzlar), rief die Besucher dazu auf, andere für die Teilnahme
am Leipziger Führungskräftekongreß vom 18. bis 20. Januar 2007
zu mobilisieren. Man hege durch den Veranstaltungsort in Sachsen auch die Hoffnung,
junge Unternehmer aus dem Westen zum Engagement im Osten bewegen zu können.
Außerdem habe man herausragende Referenten aus Politik, Wirtschaft und
Kirche gewonnen. Zugesagt haben unter anderem Bundestagspräsident Norbert
Lammert (CDU), der EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber (Berlin), die
Unternehmer Heinrich O. Deichmann (Essen) und Friedhelm Loh (Haiger/Mittelhessen),
Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU), Bundesverfassungsrichter
a.D. Paul Kirchhof (Heidelberg), der sächsische Landesbischof Jochen Bohl
(Dresden) und TV-Moderator Peter Hahne (Berlin).
Getragen werden die Kongresse von einer breiten Allianz aus Unternehmerverbänden,
landes- und freikirchlichen sowie freien Werken. Verantwortlich für die
Treffen sind die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) und die Firma
tempus-Zeitplansysteme (Giengen bei Ulm).
Der Kongress christlicher Führungskräfte findet vom 18.-20. Januar
2007 in Leipzig statt. Weitere Infos unter www.christlicher-kongress.de.
Erschienen in CINA 03/2006