Immer fröhlich, immer fröhlich, alle Tage Sonnenschein…“ heißt es in einem alten christlichen Kinderlied. Als guter und erlöster Christ hat man schließlich keine Angst mehr. Wenn doch, hat man irgendetwas falsch gemacht. Hat sich zu wenig an Gott hingegeben, war nicht demütigt genug oder es gab noch irgendeine unausgesprochene, nicht entdeckte Schuld.
Doch als Kind hatte ich viele Ängste. Ängste, die gerade durch meinen christlichen Glauben ausgelöst wurden. Ich hatte furchtbare Alpträume vom Teufel und bekehrte mich, damit ich nicht in der Hölle schmoren musste.
Drastisch geschilderte Geschichten aus der Offenbarung, das Ausrechnen, wann Jesus wieder kommt und wer der zur Zeit aktuelle Antichrist sei sowie die Beschreibung der Endzeit machten mir große Angst. Auf Jesu Wiederkommen konnte ich mich wenig freuen, wenn ich an all die Prüfungen und Leiden dachte, die vorher über mich kommen könnten.
Angst hatte ich auch davor, vom Glauben abzufallen mich anzustecken bei der „bösen“ Welt, die man möglichst meidet. So hatte ich Angst, irgendetwas „Falsches“ zu lesen, bestimmte „weltliche“ Musik zu hören oder mich gar mit aktuellen Themen oder anderen Religionen auseinander zu setzen. Es gab für mich genaue Listen, an die man sich zu halten hatte, um ein guter, richtiger, wiedergeborener Christ zu sein und zu bleiben – dachte ich zumindest.
Heilsgewissheit, also die Gewissheit, dass Jesus mich bedingungslos liebt und nichts mich aus seiner Hand reißen kann, hatte ich nicht. Bei vielen Evangelisationen war ich auf der Suche nach der richtigen „Bekehrungsformel“ und bekehrte mich so immer und immer wieder neu. Die Angst blieb, später nicht bei Jesus zu sein.
Sicher wurden diese Ängste aus meiner Kindheit auch dadurch ausgelöst, dass ich als perfektionistischer Typ gerne alles richtig machen wollte, um mich abzusichern und die Kontrolle zu bewahren. So ist auch vieles als krankmachend bei mir angekommen, was vielleicht anders gemeint war.
Es war ein langer Weg, den liebenden, barmherzigen und gnädigen Gott zu finden. Doch ich bin echt heilfroh, Jesus begegnet zu sein. Heute weiß ich, dass ich bei Jesus geborgen bin und bei ihm sein werde und er jetzt schon immer bei mir ist und mich beschützt. Ein Pastor hat mir dabei sehr geholfen. Ich wollte mich wieder mal bekehren, doch er hat gesagt, „Nein, das mache ich nicht. Du bist schon längst bekehrt“. Da habe ich es auf einmal begriffen.
Ich habe auch gelernt, mich angstfreier mit unterschiedlichen aktuellen Themen auseinander zu setzen. Gott mutet uns offenbar auch zu, dass man, auch bei stark diskutieren und umstrittenen theologischen Themen zu einer unterschiedlichen Meinung kommen kann z.B. zum Thema Frauen, Israel, Harry Potter und Co. Themen, über die sich speziell Christen streiten. Wichtig bleibt es hier, respektvoll miteinander umzugehen.
Ich reagiere allerdings weiterhin allergisch, wenn ich krankmachenden Glaube erlebe oder gepredigt bekomme. Und ich würde mir wünschen, dass nicht Angst und Abwehrhaltung der Motor unseres Glaubens ist, sondern die Liebe Gottes. Die Liebe Gottes, die uns nicht angstfrei macht, aber Sicherheit und Ruhe schenkt, auch im Sturm, wenn wir uns ausgeliefert und ohnmächtig fühlen. Die Liebe und Annahme Gottes setzt uns frei, Liebe auch an den Anderen weiter zu geben. Hoffnungsträger in einer Welt zu sein, die gerade heute sehr pessimistisch und von Angst geprägt ist. Das ermutigt mich sehr und schenkt mir Gewissheit, dass „der in mir angefangen hat das gute Werk es auch vollenden wird“.
„Aus dem Geist leben, das ist die Freiheit von dem Zwang, sich selbst beweisen zu müssen, es ist das Leben aus der Dankbarkeit für das, was Gott uns geschenkt hat“.
(Quelle: Anselm Grün, „Gut mit sich selber umgehen“)
Erschienen in Jesus-online Autor: Elke Janßen