«Lasst uns das Leben wieder leichter lernen!» Dieses Motto bewegt mich seit einiger Zeit. Ich sehe, dass wir in einem hoch anspruchsvollen Leben oft bis zu den letzten Reserven gefordert oder sogar überfordert werden. Die Schlagzeilen unserer Medien spornen uns an, geben Rat, wie wir noch effektiver und schneller werden und unsere Zeit noch besser ausnutzen können. In dieser Anspannung quälen sich viele Menschen mit der Angst vor dem Versagen oder dem Nichtgenügen. Zeit ist teuer und wird kostbar, ja fast unerschwinglich, wenn das Leben an einem vorbei hastet.
Es geht mir darum, wieder zu lernen, sich Zeit zu nehmen und nicht nur Zeit auszufüllen. Zu sehen anstatt nur zu schauen. Zu erkennen anstatt nur wahrzunehmen, etwas aufzunehmen anstatt nur zu halten, etwas zu hören anstatt nur zu vernehmen. Denn unser Leben wird in Beziehungen gelebt. Es geht um Menschen, nicht um Sachen. Viele Begegnungen sind beruflicher Art, haben oft nur ‘sachlichen’ Wert oder eine wirtschaftliche Komponente. Es scheint: was ein Mensch für mich bringt, ist wichtiger als das, was er ist.
Lasten abgenommen
Das Leben leichter lernen habe ich bei Jesus Christus abgeschaut. Er begegnete Menschen ganzheitlich. Er fragte nicht danach, was für ihn dabei herauskommt. Er fragte die Menschen: «Was willst Du, das ich Dir tun soll?» Er lud sie ein, bei ihm zur Ruhe zu finden und das Leben leichter zu lernen (Matth. 11,28-30). Er hat ihnen Lasten abgenommen und eine neue Zuordnung und Lebensperspektive gegeben.
Familiäre Gemeinschaft ist befreiend
Freundschaft und Begegnung bekommen bei Jesus einen neuen Wert. In unseren Stadtmissionen in Südafrika sehen wir, dass Besucher die ‘andere Atmosphäre’ und die familiäre Gemeinschaft als befreiend und ansteckend erleben. Das Zusammensein mit Menschen, die nicht nur etwas von einem wollen oder mit ihren Errungenschaften und Verantwortungen prahlen, wirkt wohltuend. Beziehungen, die so entstehen, geben Aufwind, Hoffnung und Lebensmut.
Befreit, bereichert, belebt
Das Leben leichter lernen bedeutet für mich zum Beispiel:
Vereinfachen – unser Leben ist angefüllt mit viel Unnötigem. Aufräumen und Ausräumen ist da angesagt. Jesus lädt ein, bei ihm abzuladen.
Jetzt leben – nicht auf den Tag warten, wenn wir dieses oder jenes erreicht haben oder wenn die günstigste Gelegenheit kommt. Jesus lädt ein, heute zu ihm zu kommen. Erquickung brauchen wir, wenn wir erschöpft sind, nicht wenn die Zeit dafür kommt.
Familie und Freunde neu schätzen lernen – die erdrückende Devise ‘nur Arbeiten, kein Vergnügen’ ist ätzend. Entspannung und Vergnügen ist Teil des Menschseins. Selbst wenn es zu Hause manchmal drunter und drüber geht, werden wir daraus etwas lernen, wenn wir recht hinsehen. Der Herr Jesus hat Menschen nach Hause geschickt und gesagt: «Gehe hin in Dein Haus und zu den Deinen, und erzähl’ ihnen, welch grosse Wohltat der Herr Dir getan hat» (Mk. 5,19).
Ich freue mich, wenn Menschen ihr Zuhause, ihre Familie und ihren Freundeskreis neu entdecken als Gelegenheit, Wohltaten Gottes mitzuteilen. Es ist eine der schönen Vergütungen im Leben, dass niemand einem anderen etwas Gutes tut, ohne selbst dadurch bereichert zu werden. Weggeben befreit und erleichtert.
Chrischona-Panorama 5-2007